Also das ist etwas ganz besonderes gewesen.
Le Monastère de la Verne mitten im Massif des Maures.
Schon die Anreise war super.
Le Monastère de la Verne im Massif des Maures erreicht man nach einer guten Stunde Fahrt (zumindest von Grimaud aus). Die Straße führt durch dichten Eichenwald und wenn man mal den Blick von der Straße hebt, sieht man in jede Richtung nichts anderes als bewaldete Berge. Aber zu oft kann man leider nicht hochgucken, denn man ist voll und ganz damit beschäftigt, still und heimlich zu beten, dass einem keiner entgegenkommt. Die Straße ist eher schmal, was aber nicht heißt, dass man nicht doch 90 kmh fahren darf.
Man gurkt also so durch den Wald, bewundert die Bäume, das Sonnenlicht, das Tal und die Hügel, bis ganz plötzlich auf der anderen Seite des Tals ein riesiger Gebäudekomplex auftaucht. So groß und imposant hätte ich mir eher eine Burg vorgestellt, aber kein Kloster.
Wer denkt, er sei nun gleich am Ziel: weit gefehlt. Es geht noch gut 15 km weiter, bevor man am Parkplatz ankommt, von dem man – und das ist wichtig – noch ca. 1,5 km laufen muss, bevor man das Kloster endgültig erreicht hat. (Menschen mit Behinderung dürfen bis direkt vor das Kloster fahren).
Warum ich diese letzte Strecke so betone?
Der letzte Einlass ist im Sommer um 17 Uhr (Öffnungszeiten: 1. September bis 31. Mai: 11.00 – 17.00 Uhr, 1. Juni bis 31. August: 11.00 – 18.00 Uhr, letzter Einlass jeweils eine Stunde vor Schluss). Wir waren im September da und sind überhaupt erst um kurz vor vier in Grimaud losgefahren. Laut Routenplaner hätten wir knapp 30 Minuten fahren sollen, aber weil 90 kmh auf dieser Straße utopisch ist, zog sich der Weg immer mehr und ich saß ganz hibbelig auf dem Beifahrersitz. Wenn man erstmal gemerkt hat, welche Strecke man hier zurücklegt (30 km von Grimaud aus), dann will man das nicht umsonst gefahren sein.
Und auf einmal begann der jahrhundertealte Zauber dieser Gegend seine Wirkung zu tun.
Anders kann ich mir das nicht erklären… Sobald wir die letzte Nadelkurve hinter uns gebracht hatten und auf der anderen Seite des Tals das ganze Stück wieder zurückfahren mussten, schenkte uns die Uhr vom Navi auf magische Weise immer mehr Minuten, fast so, als ob wir plötzlich viel schneller fahren würden. Am Ende waren wir fast 15 Minuten her da, als befürchtet.
Aber damit war es mit dem Zauber noch nicht genug. Denn obwohl September war, galten noch die Sommeröffnungszeiten. Und so waren wir zwar erst um zehn vor fünf da, was aber noch vor dem letzten Einlass war. Magie, Magie!
Da der Hund dabei war, hatten wir schon vorher vereinbart, dass Mann und Hund draußen bleiben und ich alleine reingehe. Und dann waren die Damen an der Kasse doch tatsächlich so nett, uns anzubieten, dass der Hund bei ihnen bleibt, damit der Mann mitkommen kann! Unglaublich, oder?
Die Geschichte des Klosters
Das Kloster wurde 1170 von Kartäusermönchen mitten im Massif des Maures auf 415 m Höhe erbaut. Es ist dreimal vollständig abgebrannt – und jedes Mal wieder aufgebaut worden. Es kam das Übliche über die Jahrhunderte: diverse Angriffe, Verwüstungen und Erweiterungen, bis die Gebäude und Ländereien (immerhin 3.000 Hektar) während der Französischen Revolution 1790 an den Staat fielen und 1792 versteigert wurden.
1921 wurde der Komplex als Monument Historique (historisches Denkmal) anerkannt, seit 1983 wird er wieder von Ordensmitgliedern bewohnt und 2000 begann man mit wirklich umfassenden Restaurationen.
Erster Eindruck
Mein erster Eindruck drinnen war eben auch der eines kommerziellen Ortes. Denn zuerst muss man an der Kasse 6 € berappen, dann wird einem noch ein Heft mit Erklärungen angeboten – für weitere 2 €, während man sich in der riesigen Halle umsieht und nichts als Merchandising sieht.
Und wie immer ist der erste Eindruck nicht unbedingt der beste.
Das Gebäude wieder aufzubauen und zu bewirtschaften, ist sicher eine finanzielle Herausforderung, denn es ist riesig. Da die Wälder drum herum vom Orden bewirtschaftet werden, ist es nur zu verständlich, dass man Maronencreme, Marmelade und Honig erwerben kann. Rosenkränze und Postkarten erwartet man ja per se.
Später im Gebäude erfährt man in einem Filmchen, dass die Schwestern die Schalen und Krüge, die man vorne kaufen kann, selber brennen. Da ist also wieder mal der Zynismus mit mir durchgegangen.
Beim Weitergehen halte ich die Kargheit zuerst für eine Folge der Restaurierung. Bis mir klar wird, dass es in der Natur der Sache liegt, dass es in einem Kloster eher karg ist. Und dann erfasst mich die Stille hier, und zwar genau bei dieser Tür:
Auf dem Schild steht: “Oratorium, hier geht man nur rein, um zu beten.”
Ich bin kein religiöser Mensch und habe diesen Raum nicht betreten.
Aber ich mag Meditation und Respekt vor Lebewesen, Kulturen und Natur, weswegen ich vor dieser Tür ein kurzes Päuschen gemacht habe, um ein bisschen zu atmen. Dann ging es weiter mit der Besichtigung.
Die Symbolik am Ausgang hat mich schmunzeln lassen. Bevor man geht, läuft man quasi Jesus in die Arme. Fand ich ein nettes Detail.
Als ich dann wieder draußen war, war ich innerlich wunderbar ruhig und richtig erholt. Und dem Herren, der im gleichen Tempo wie ich durch die Räume gestromert ist, weswegen wir einander immer mal wieder grinsend und nickend aus dem Bild gehen mussten, ging es offenbar ähnlich. Vor der Tür sagte er etwas in der selben Art zu mir.
Fazit
Unbedingt machen!
Aber auch unbedingt die Anreise planen, denn aufgrund der Waldbrandgefahr wird im Sommer manchmal die Straße gesperrt.
Zitat von http://www.collobrieres-tourisme.com/collobrieres-monastere
SEHR WICHTIG: Während der Sommerzeit – vom 21. Juni bis 20. September – unterliegt die Straße RD214, die zum Kloster führt, den Zugangsregeln zu den Var-Waldgebieten, um dem Brandschutzplan zu entsprechen.
Vor jedem Besuch ist es wichtig, sich beim Tourismusverband der Collobrières 04 94 48 08 00 oder auf der Website der Präfektur Var http://www.var.gouv.fr/ oder in der Tagespresse (Var Matin) zu informieren.