St. Paul de Vence – ein wunderhübsches Künstlerdorf hoch über dem Meer
Ach, Saint Paul – eines meiner liebsten Fleckchen an der Côte d’Azur! Warum? Das siehst Du gleich.
Überblick
St. Paul de Vence befindet sich im Hinterland von Nizza. Man kann es prima von Nizza oder Cannes aus erreichen. Es ist ein nettes Künstlerdorf, ein sogenanntes “village perché” und unbedingt einen Ausflug wert.
Was ist überhaupt ein “village perché”?
Diese typische Bauweise von Dörfern stammt aus dem Mittelalter und diente damals der Verteidigung. Die Außenmauer wurde dabei aus drei– oder mehrstöckigen Häusern gebildet, die nach außen völlig glatt waren und kaum Fenster hatten. Unten gab es oft zwei Werkstätten oder Ställe übereinander und dann folgten die Wohnetagen. Das waren die Häuser der ärmeren Bevölkerung, denn je mehr Geld die Bewohner hatten, desto zentraler im Dorfkern stand ihr Haus. Von außen sind diese Dörfer schwer zugänglich, zum einen aufgrund ihrer Lage – sie kleben wie ein Adlerhorst auf einer Bergspitze – und zum anderen wegen den glatten Außenmauern. Sie sind typisch für die Region. Ein weiteres Beispiel ist Mougins.
Anreise nach St. Paul de Vence
Von Cagnes-sur-Mer aus fährt man ins Hinterland. Erstmal ist der Weg ziemlich scheußlich, man fährt durch ein hässliches Industriegebiet. Die Straße führt an der Polygone Riviera vorbei, einer Shoppingmall, die 2015 eröffnet wurde und eigentlich ganz nett ist. Anfangs hat sich die Presse mit Begeisterung auf die mangelnde Anzahl an Parkplätzen gestürzt. Und in der Tat muss man ein bisschen aufpassen, wann man hinfährt: eine Anreise an einem Samstag vor Weihnachten würde ich unbedingt vermeiden. Und im Schlussverkauf sollte man auch nicht unbedingt zu den Stoßzeiten kommen.
Man kann wirklich seeehr viel Zeit bei der Parkplatzsuche verbringen. Wenn man entspannt ist, kann man aber auch herzlich lachen: viele Parkplatzanweiser dirigieren die Gäste wild durch die Gegend und es entsteht öfter mal der Eindruck, dass das Chaos ohne sie kleiner wäre. Wenn man es geschafft hat, kann man neben den üblichen Riesen wie H&M und Primark auch ein paar kleinere Entdeckungen machen, die sich lohnen. Oder wenigstens die Architektur bewundern, denn die Gebäude sind wirklich schön.
Aber wenn man es dann auf dem Weg nach Saint-Paul-de-Vence an der Polygone Riviera vorbei geschafft hat, wird der Weg ganz plötzlich sehr hübsch: ruhig, idyllisch und nach dem ersten Aufatmen erinnert man sich wieder, warum man es an der Côte d’Azur so schön findet.
Bald kann man auch schon das village perché auf dem Hügel erkennen und dann ist man auch schon fast da.
Der Ort
Kurz hinter dem Ortseingang gibt es einen großen, kostenpflichtigen Parkplatz. Aber das Parken kostet in der Hauptsaison überall Geld, weswegen man sich den Stress der Parkplatzsuche einfach sparen kann und dort reinfährt. Vorbei am bekannten Bouleplatz, auf dem sowohl Anfängerkurse als auch Wettbewerbe stattfinden, kommt man durch einen Torbogen in das mittelalterliche Städtchen, das von einer Befestigungsanlage umgeben ist, die um 1540 errichtet wurde. Wobei der Ort deutlich älter ist.
Es ist ein Dorf der Künstler und Kunsthandwerker, was man an jeder Ecke bemerkt. Viele Galerien und Shops laden zum Stöbern und Kaufen ein. Einer der bekanntesten Künstler, die hier gelebt haben, ist sicher Marc Chagall. Er kam 1966 und blieb bis zu seinem Tod 1985, er wurde sogar auf dem Friedhof hier begraben, sein (etwas unscheinbares) Grab kann man auf dem Friedhof besuchen.
Ein weiterer interessanter Ort ist das Hotel und Restaurant „La Colombe d’Or“. Mit den vielen Skizzen oder Installationen berühmter Künstler, u.a.Matisse, Calder und dem allgegenwärtigen Picasso, ähnelt es schon fast einem Museum.
Die Fondation Maeght in der Nähe von St. Paul de Vence
Wenn man genug durch den Ort gestromert ist, ein paar Souvenirs erstanden hat und ein bisschen geschlemmt hat, dann bietet sich noch ein Abstecher zur Fondation Maeght an, einem bekannten Kunstmuseum, von einem Schüler Le Corbusiers erbaut. Das Haus beherbergt eine bedeutende Sammlung moderner Gemälde, Installationen, Plastiken und Mosaike von. z.b. Miró, Giacometti, Braque, Kandinsky, Chagall, Matisse – diese Liste ließe sich endlos fortführen. Geht einfach hin und sehr es Euch an, es macht Spaß, im Schatten der „Sonnenschirm-Pinien“ durch den Garten zu flanieren, hin und wieder ein Stück Kunst zu bewundern und im Museumsshop ein paar Postkarten als Andenken mitzunehmen.